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FANTÔMAS
Berlin SO36
10.05.2004

Wahnsinn. Ich bin immer noch von diesem Konzert tief beeindruckt. Wenn man schon mal was von Fantômas im Fernsehen sah (VIVA II), kann man sich ja vorstellen wie es dabei abging. Aber dabei zu sein, ist noch mal etwas komplett anderes. Aber der Reihe nach.
Ich las vor dem Konzert, eine Band namens "Guapo", sollte die Vorband darstellen, welche mich auch prompt am Einlaß überholten, nur als ich gegen 21.25 Uhr den Saal betrat, war er erstens schon sehr voll und zweitens standen da schon die 4 Irren von Fantômas. Es ging sofort los mit dem Anfang von Delirium Cordia. Und nun begann das Gedränge: ab nach vorn! Ich quälte mich ca. 8-9 Meter vor die Bühne und mußte mit offenem Mund die ersten 10 Minuten an irgendwelchen Köpfen vorbeilugen. Der Sound war bombastisch. Ich war beeindruckt.
Plötzlich klopft mir jemand auf die Schulter. Es waren 2 Freunde von mir, auf die ich vor diesem Etablissement vergeblich wartete. Dann stürmte einer von diesen nach vorn und ich in seinem Windschatten mit, der andere mir folgend. Wieder dieses Geschubse, bis wir schließlich 2 Meter vor der Bühne halb links vor dem Schlagzeug Dave Lombardos‘ den besten Platz fanden. Es war ausgezeichnet, keine größeren Menschen im Sichtbereich und noch weit genug von der Mitte weg, um nicht ständig Ellenbogen abzubekommen.
Doch o Graus nach ca. 5 Minuten in Pole Position ist Kaffeepause(?) bei den Herren Rockstars. Tja, erstmal ne Kippe angemacht , dann werden es 2. Nach 20 Minuten Pause wird das Publikum ungeduldig und beginnt zu pfeifen. Irgend ein Trottel schreit: “Schweineficker“- wie einfallsreich. Dann geht es weiter. Es werden diverse Pages von der ersten Platte gespielt und das Publikum bricht bei den zehntelsekundengenauen Passagen erruptionsartig aus. Alles schreit und springt, dann ist wieder alles ruhig und hört auf Mike Pattons wunderbare Stimme. Ein Inferno von Lärm in hunderten Facetten wechselt sich mit melodiöser Ruhe ab. Es werden auch die Horrorfilm-Covers des 2. Albums gespielt. Eine fantastische Playlist.
Dave Lobardo spielt Schlagzeug,, King Buzzo versucht die Saiten seiner Gitarren zu durchtrennen, macht dabei brutale Riffs wie ich sie noch nie live hörte, Trevor Dunn schaut wie zugedröhnt ins nichts und malträtiert seinen Baß. Mike Patton lacht, weint, schreit, hüpft auf und ab und hin und her. Noch dazu macht er mit seiner Elektronik Geräusche, bei den man sich die Ohren zuhalten muß. Man sieht deutlich, daß dort eine Band auf der Bühne steht. Dazu noch eine voller Musikverrückten. Wie selbst die schnellsten Passagen fehlerfrei und punktgenau passen, ist überwältigend und macht einfach sprachlos. Nach etwa 1,5 Stunden gehen die Helden des Strukturierten Lärms abermals von der Bühne um dann eine Zugabe zu spielen bei der nochmals alles eskaliert.
Dann ist Schluß. Ich war danach wie erschlagen, konnte etwas 2 Stunden nichts mehr verarbeiten, so sehr nahm mich dieses Konzert mit. Aber nach ein paar Bier ging es wieder.
Fazit: Wer auf Uneasy Listening oder gepflegten Lärm steht, sollte sich ein Fantômas Konzert nicht entgehen lassen.



    

               

"Fotos" vom Papeschem


EF