zurück
NACH HAUS
KOTZECKE
ZUR PERSON
PHOTOSEKTION
UNTERHALTUNG
LINKS
LYRIK
DAS GÄSTEBUCH
TV-Duell
Wer der wirkliche Gegner der Großkoalizionäre war

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
X X
Das wars. Das großangekündigte TV-Duell ist beendet. Es hat gehalten was es versprach: Ödnis in der reinsten Form. Wenn es zum Streitgespräch kommt zwischen einem Technokraten und einer Wissenschaftlerin kann nicht viel herauskommen, als ein Ringen um minimale Unterscheidungen. Es war ein ödes Geschwafel durch Sachthemen und -details, die man gefühltermaßen schon 1000 mal vernahm.  So wurden, unterbrochen von den teilweise sehr suggestiv gefragten Fragen der beistehenden Moderatoren, Journalisten wäre übertrieben, größtenteils Details ausgetauscht und mit Schlagwörtern argumentiert. Bankerboni, Steuerreform, mehr netto vom Brutto, Mindestlohn, Afghanistan, Wachstum, Magna-Opel, Atomkraft usw. Bildung wurde irgendwie vergessen. Aufeinander eingeprügelt wurde verständlicherweise nicht, da beide Duellanten ja noch gemeinsam auf der Regierungsbank sitzen und 4 Jahre relativ geräuschlos miteinander regierten.

Kernaussagen waren mit der Lupe zu suchen, hier ein paar wenige:

Frau Dr. Merkel hat die Zukunftsvision mehr netto vom brutto zu haben und mehr Wachstum, was sie logischerweise dann in die weit geöffneten Arme der FDP bzw Guido Westerwelles treibt. "Nur" ihr Anhängsel, die Seehofer-CSU muss sie noch aufhübschen bzw ruhigstellen.

Franz-Walter Steinmeier hält sich für die bessere Alternative, für den besseren Kanzler, wie es es in einem Anflug von Spitzbübigkeit preisgab. Er will regieren. Mit welcher Mehrheit und in welchem Paralleluniversum verriet er nicht. Nur soviel: "Opposition ist Mist"

So vergingen zähe 90 Minuten, in denen die KanzlerkandidatInnen sich ihr Geplänkel lieferten. Das war aber nicht unbedingt die Hauptschuld der Protagonisten, sondern die der sogenannten Moderatoren, ihres Zeichens Journalisten. Diese forderten die Kandidaten nicht mit präzisen Fragen bzw. Nachfragen, sodern sie hakten den üblichen Fragekatalog ab, den sie von ihren eigenen Sendungen gewohnt sind.  Mit fortlaufender Sendezeit konnte man damit den Eindruck gewinnen, die Veranstaltung ist ein Wettbewerb,  das beste Gedächtnis der Kandidaten zu testen, das Gedächtnis, welches sich die besten Allgemeinsätze und Textbausteine merken und sie auf Abruf am geschmeidigsten darbieten kann. Ohne jegliches Interesse an tiefgreifenden Unterschieden, Anschauungen, Sachkompetenzen und fehlerhaften oder falschen Behauptungen/Argumenten wurden die Themen abgehüpft.  Ohne Neuigkeitswert, ohne Unterschied zu vorher schon 1000 mal Gesagtem. Die ganze Fragerunde bestand also nur zu dem Zwecke, zu warten, das einer der "Duellanten" aus der Rolle fällt. Da konnten und können sie aber lange warten, da man den Protagonisten eine sehr hohe Professionalität bescheinigen muss. Das eigentliche Duell war das der Moderatoren gegen die Politiker, Kandidaten, Spitzenkandidaten, Kanzlerdingsbums wasauchimmer... Sie wollten eben nicht moderieren sondern Teil des Ganzen sein. Als Journalist sollte man es besser wissen.

Unterhaltsamer als  das Duell an sich war die Nachbearbeitung in der bekannten Talksendung "Anne Will" mit den Gästen Klaus Peymann, Edmund Stoiber, "Problembär" Klaus Wowereit, der Journalist Ullrich Jörges (welcher endlich zum Kanzler gemacht werden muss ob seiner Sachkompetenz), irgendeine Frau des Klatschmagazins "Bunte" und Fernsehallzweckwaffe Günther Jauch.

Unterbrochen wurde die bunte Runde durch die ARD-eigene Umfrageinstitution Jörg Schönenborn, welcher anhand von schönen Grafiken und Diagrammen zeigte, welcher Auswirkungen das vorher Gesehene hatte-keine.
Dieser Umfrageoverkill war teilweise entlarvend, da das Unentschieden geradezu als zementiert dargestellt wurde.

Diese Runde war, im Gegensatz zu den 90 Minuten zuvor, gute Unterhaltung und tat teilweise auch weh, besonders als die Bunte-Frau ihr boulevardeskes Geseier abließ und Klaus Wowereit seine rhetorischen "Fähigkeiten" auf Schulsprecherniveau bewies und Edmund "äh" Stoiber angriff.
Dieser Abend war nun also der Höhepunkt des Wahlkampfes, ein "must" der Wahlentscheidungsfindung.
Wenn die vermeintlichen Speerspitzen des Politjournalismus zu nicht mehr fähig sind, als auf Versprecher zu hoffen,  dann ist das in Anbetracht einersogenannten Richtungswahl schmerzhaft.

Das tat so weh, daß lieber dem besten Tennisspieler der Welt, einem Schweizer,  die weitere Zeit gewidmet wurde.

EF