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Der schlechte Verlierer - Signorina Berlusconi

bewußte Unterhöhlung, Deformation und Lahmlegung einer Demokratie

Silvio Berlusconi, Milliardär, Medienmogul, Reichster Mann Italiens, scheidender Ministerpräsident, Mafioso und Betrüger hat es in jüngster Zeit als erster italienischer Ministerpräsident geschafft eine volle Legislaturperiode zu regieren, ohne daß seine Regierung im Chaos unterging. Oberflächlich betrachtet ist dies in Italien eine große Leistung, wenn man jedoch die Hintergrunde ein wenig beleuchtet, kann man nur den Kopf schütteln, wie so etwas in Europa möglich ist.
Dort herrschte 5 Jahre lang ein Mann, dem 3 TV-Anstalten, ein berühmter Fußballklub (AC Milan) und etliche Zeitungen gehören. Da er als Regierungschef auch die Herrschaft über den staatlichen TV-Sender hatte konnte er schalten und walten wie er wollte und seiner Eitelkeit auf den Bildschirmen des Landes frönen. Er ließ sich, mit seiner "Richtlinienkompetenz" Gesetze auf den Leib schneidern, die über bequeme Steuergesetze hinausgingen. Mit ungeheurer Dreistigkeit ließ er Eilgesetze erlassen, die ihn in Prozessen Immunität versicherten und Anklagepunkte einfach legalisierten. So konnte dieser Mann, der zig Verfahren wegen Steuerhinterziehung, Betruges und Bestechung anhängig hatte, seinen Status als Sonnenkönig weiter ausbauen. Als Oberaufseher der nationalen Medien warf er Menschen, die es wagten diesbezüglich kritisch über die Lage im Land zu berichten bzw. zu sprechen, einfach aus dem Sender oder der Zeitung raus. Stets ließ er sich als Ehrenmann darstellen, der mit seinem Charisma, welches er zweifellos besitzt, allen politischen Gegnern, die es in seiner Fernsehgruppe nicht gab, überlegen ist.
Das Land bezahlt jedoch in der Zwischenzeit durch den politischen Stillstand, infolge mangelnder Sachpolitik und der unvermeidlichen und fortschreitenden Globalisierung mit einer Wirtschaftskrise, hoher Arbeitslosigkeit und gesellschaftlicher Lähmung. Diese Sachpolitik wurde von Berlusconi auch vernachlässigt, da mit seinen populistischen Parolen, wie Steuersenkungsversprechen, auf denen seine Handlungsweise aufgebaut ist, eine solche gar nicht richtig möglich ist.

Nun aber regte sich offener Widerstand. Im Staatsfernsehen gab es eine Satiresendung, von Adriano Celentano moderiert, die nicht durch Berlusconi verhindert werden konnte. Darin kritisierte Celentano unverblümt den Regierungsstil des Ministerpräsidenten und dessen Auswirkungen im In- und Ausland. Diese Sendung war ein Straßenfeger. Es war die erste seit Jahren mit diesem derartig großen Publikumsinteresse und Deutlichkeit. Das bewies, daß es genug Menschen gab, die sich nicht durch die gewohnte mediale Gehirnwäsche einlullen ließen, und Berlusconi für einen großen Staatsmann hielten. Auch ein Film "Bye Bye Belusconi" wurde, die bevorstehende Parlamentswahl thematisierend, gedreht, jedoch in Italien fast nirgends vorgeführt.
Die Parlamentswahl, welche im April 2006 ausgetragen wurde, geriet wieder einmal zur Ein-Mann-Show Silvio Berlusconi. Auf allen seinen Sendern flimmerte das Konterfei des Mediendiktators pausenlos auf den Bildschirmen. Das Wahlgesetz hatte er ohnehin schon nach seinem Gutdünken ändern lassen. Sein Herausforderer für den Ministerpräsidentenposten Romano Prodi ging in den Wahlkampf als seriöser Sachpolitiker und Wirtschaftsfachmann, dessen Zeit nun wieder gekommen sei. Dieser hatte bereits einmal das Kunststück fertiggebracht Berlusconi als Ministerpräsident zu beerben und er schaffte es auch diesmal. Trotz allem Wahltamtam und Überinszenierung verlor SB die Wahl, was er aber bis heute (09.05.2006) noch  nicht offiziell zugab. Stattdessen schrie das abgewählte Bündnis "Wahlbetrug" und weigerte sich hartnäckig die Niederlage einzugestehen. Verschärfend kommt hinzu, daß die Amtszeit des italienischen Präsidenten genau nach der Wahl endete und daher niemand den Auftrag zur Regierungsbildung erteilen konnte, wozu nur dieser berechtigt ist. Die beiden nach dem Verhältniswahlrecht gegenüberstehenden Bündnisse, haben nun die Aufgabe einen neuen Präsidenten zu wählen, was angesichts des Gezerres um die Wahl der Parlamentspräsidenten in beiden Abgeordnetenhäusern noch lange auf sich warten lassen kann.
So versinkt Italien wieder mal im im politischen Chaos, weil ein Unterlegener in einer Wahl nicht einsieht verloren zu haben und versucht mit allen Mitteln den Sieg des Gegners zu verhindern. Denn eins ist Berlusconi klar: wenn er nicht mehr Ministerpräsiden bzw. Politiker ist, erlischt seine Immunität und die Justiz könnte wieder gegen ihn ermitteln. Das ist übrigens auch ein Hauptgrund, weswegen es ihn einst in die Politik zog. Er musste sich praktisch die Gesetze schaffen, nach denen es keine rechtliche Handhabe gegen ihn geben konnte. Und so windet er sich jetzt, um diesen Privilegien nicht zu entgehen. Auch wenn sein Heimatland darunter leiden muß, auf welches er geschworen hat, jeden Schaden abzuwenden.

So handelt kein Ehrenmann sondern ein schleimiger, egoistischer Mafioso. Forza Italia!!!


EF