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Die FIFA Werbe-Weltmeisterschaft


Nu isses bloß noch een Monat hin zur WM. Zur Fußball WM. Genauer zum FIFA World Cup 2006. Die FIFA zu erwähnen ist nicht nur der Vollständigkeit halber wichtig, sondern unerläßlich um etwaigen Vertragsstrafen aus dem Weg zu gehen. Denn die FIFA hat es tatsächlich geschafft, sich den Begriff "WM 2006" schützen zu lassen, um bei ihren exklusiven Werbepartnern exklusiv abzusahnen. Diese Praxis hat jedoch vor kurzem ein Gericht kassiert.
Daß auch ein Wort wie "Weltmeisterschaft" unter den "Markenschutz" fällt, ist doch schon etwas bedenklich. Denn im Jahre 2006 gibt es sicherlich nicht nur die WM im Fußball zu bestaunen, sondern in etlichen anderen Sportarten auch. So beispielsweise im Hockey, Eishockey, Snooker, Tischtennis, Handball usw. Aber die FIFA geht davon aus, daß nur allein sie das Monopol auf das Wort WM hat. So sollen etwa Bäckereien (auch Back-Shops genannt-Rückläden) bis auf weiteres keine Weltmeisterbrote und -brötchen mehr backen dürfen, da dies ja den Exklusivrechten der FIFA und deren Werbepartnern widerspreche.
Dies wäre ja eine kleine Anekdote am Rande, wenn es nicht die allgemeine Methode der FIFA darstellen würde, mit welcher Unerbittlichkeit sie ihr Sponsoring durchpresst. So sind im Umkreis der WM-Stadien..., verzeihung WM-Arenen, nur Freß- und Saufbuden, Abbildungen der Exklusivwerbepartnern der FIFA erlaubt. Das führt so weit, daß im Hamburger Stadion das Museum des ansässigen Hamburger SV schließen muß, da alte Trikots, Wimpel und Bilder zur Schau gestellt sind auf denen man teilweise jahrzehntealte Aufdrucke von diversen Firmen sieht, die nicht sich bei der FIFA eingekauft haben, um ins Stadion zu dürfen. Auch grotesk sind die Auflagen an Fabriken, die sich in Stadionnähe befinden und denen während der WM ihr eigenes Firmenlogo abhanden kommen muß, um "Werbefreiheit" zu gewährleisten. Daß die Stadiennamen zeitweise verschwinden, ist angesichts solcher Beispiele wie "easyCredit Arena" in Nürnberg oder "Signal Iduna Park" in Dortmund, nur zu begrüßen. Daß aber diese bereits bestehende Vollkommerzialisierung des Fußballs noch mal auf eine andere Ebene gehoben wird, ist beängstigend.
Wie kann sich ein Land in solch einem Umfeld noch als sich selbst präsentieren (in Deutschland ohnehin schwierig genug), wenn alles an ausländische Firmen verkauft wurde, was zur WM benutzt werden kann? Autos kommen von Hyundai, Bier von Anheuser-Bush (Ami-Budweiser), "Catering" von McDonalds, Brause von Coca-Cola.
Was ist also noch typisch deutsch an dieser WM? Panzer vor den Stadien? Soldaten und ABC-Zelte in den Stadien? Zäune um WM-Partys? Lothar Matthäus als Nachfolger von Jürgen Klinsmann? Selbstzerfleischung und Überdramatisierung? Elfmeterschießen und Sieg gegen England? Scheitern im Finale? Endlosdiskussionen in der Torwartfrage?
Wo bleibt die Freude, der Spaß am Spiel? Dafür müsste man eigentlich nichts bezahlen. Denn Fußball ist und bleibt, trotz des Werbewahnsinns, nur ein Spiel.


EF