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Wird Springer-Übernahme durch Ministererlaubnis ermöglicht?

Das Theater um die Übernahme von ProSiebenSat1 durch den Springerverlag befindet sich im Schlussakt. Das Kartellamt und die KeK haben die Übernahme zu den derzeitigen Bedingungen untersagt. Durch die Übernahme würde es zu einer starken Konzentration auf dem deutschen Medienmarkt kommen und damit auch zu einer konzentrierten Meinungsmacht. Die Schätzungen gehen von bis zu 40% aus, die ein neuer Springer Medienkonzern Marktanteil in Deutschland hätte, und das über den Printbereich hinaus, auch im Rundfunk und Fernsehen. Im derzeitigen Fernsehkonzern die Nachrichtenredaktionen (sei es Pro7 Sat.1 Kabel 1 N24) praktisch gleichgeschaltet, von den Boulevardthemen über die Bilderauswahl bis zum Wortlaut. Auch die Enten werden gern übernommen. Wenn dann noch Springer seine Finger im Spiel hat, bekannt für "gute" Recherchen, wird sich wohl das Problem der einsitige Berichterstattungen verschärfen. Kampagnenjournalismus ist da Tür und Tor geöffnet. Denn das andere Schwergewicht in der Medienbranche (Bertelsmann bzw RTL) kupfert bekanntlich gerne vom Gegner ab. Dadurch ist dann jede noch so belanglose Geschichte plötzlich überall zu sehen, hören, lesen. Clevere Medienprofis wissen bereits jetzt wie man das schafft, in Zukunft braucht man noch wohl weniger Einfallsreichtum, es reicht Sex, Sex, Sex.
Das alles sind für Politiker natürlich keine Gründe dieser Fusion skeptisch gegenüber zu stehen. So ließ der aktuelle Wirtschaftsminister schon vor der Entscheidung der KeK wissen, daß er notfalls eben mit einer, seiner, Ministererlaubnis, das Geschäft absegnen will, allen Institutionen zum Trotz.
Daß der CSU-Politiker Verbindungen
zum in Bayern ansässigen ehemaligen Kirch-Imperium hatte, wie auch Stoiber, Kohl (Stand a. D. bei Kirch sogar unter Vertrag) und ebenso einen Draht zu Springer hat, ist etwas dubios, wenn man an die Wörter Vetternwirtschaft und Korruption denkt. Die letzte Ministererlaubnis zu einer Fusion gab es zwischen E.ON und Ruhrgas, angesichts des hohen Gaspreises und des wettberwerbsarmen Gasmarktes wohl ein Kollateralschaden der Karriere von Werner Müller, dem damaligen Wirtschaftsminister und heute Vorstand in einem Energieriesen.
Die Zustimmung zum Zusammenschluß wird begründet mit den Anforderungen im Globalen Wettbewerb, der  Notwendigkeit starker Medienkonzerne in Deutschland. Wenn aber ein Teil der Fusionäre schon ein solcher ist und mit der Verschmelzung eine marktbeherrschende Stellung einnehmen würde, bricht diese Argumentation wie ein Kartenhaus* zusammen.
Wenn die Zerstörung der Pressefreiheit durch Unterbindung der Meinungsvielfalt aufgrund von  Wirschaftsinteressen derartig billigend in Kauf genommen wird, kann man der in Deutschland herrschenden Demokratie kein gutes Zeugnis ausstellen.



*Den wollte ich schon immer mal bringen.
EF