Viele "Experten" unken ja schon seit
Wochen, daß die neue Regierung zum Erfolg verdammt ist, der
Koalitionsvertrag dürftig sei und die bis dahin designierte
Kanzlerin die von ihr selbst immer propagierte Richtlinienkompetenz
nicht besitze. Jenes ist typisch für die politische Diskussion in
diesem Lande, bei der, noch bevor etwas richtig erörtert worden
ist, sämtliche "Experten" sich, bevorzugt gegen, die geplante
Handlungsweise aussprechen, alles zerreden und grundsäzlich
für falsch bzw. nicht weit genug gehend, halten.
Dies war die
demokratische Herangehensweise der letzten Jahrzehnte. Jahrzehnte in denen vieles auf
die lange Bank geschoben worden ist, sei es das Thema Rente,
Gesundheit, Bildung oder Steuern. An diesen Themen ist immer ein wenig
gekratzt worden, so daß sich die jeweilige Regierung bis zur
nächsten Wahl hangelte, ohne eine zukunftsfähige Lösung
anzubieten. Die dazugehörige jeweilige Opposition hat sich dabei mit dem
Ruhm bekleckert, mutige Vorschläge zu verhindern und sie dann
leicht verändert selbst vorzuschlagen ,um sie von der Regierung
als Retourkutsche wieder ablehnen zu lassen.
So ging langsam die Zeit
ins Land. die Regierungen kamen und gingen, die Schulden stiegen, die
Mentalität der politischen Klasse blieb auf der Strecke. Sie war
einzig auf Machtgewinn und den daraus folgenden Machterhalt
fokussiert**. Sachpolitik war das notwendige Übel um
Wahlkämpfe zu gewinnen. Warnungen vor dem Kollaps des Landes, der
mangelnden Zukunftsfähigkeit verhallten fast wirkungslos. Die
deutsche Einheit änderte fast nichts. sie hielt die Entwicklung
kurz auf, verschärfte sie aber dann, wie man sich traurigerweise
erst über 10 Jahre später eingestand.
Doch langsam dämmert es auch dem letzten Politiker, daß es
im Angesicht der fortschreitenden und nicht aufzuhaltenden
Globalisierung zwangsläufig kein "weiter wie bisher" gibt, welches
unter dem "ewigen Kanzler Kohl" die Politik prägte. Deshalb ist
es, dem nun ehemaligen, Kanzler Gerhard Schröder groß
anzurechnen, daß es ihm mit seiner, teilweise undurchdachten,
"Hau-Ruck" Politik gelungen ist, den Mentalitätswandel zu
erreichen, der auf mehr Realitätssinn in der Handlungsweise der
Führung des Landes setzt.
Doch nun muss der nächste Schritt folgen. Das Land muss, wenn es
nach seinem eigenen Ansprüchen wieder zu den führenden
Nationen in Europa werden will, "seine Hausaufgaben machen". Das
heißt, in den bestehenden Möglichkeiten die dringensten
Probleme endlich anzugehen, um auch mal zukunftsgewandte
Gesellschaftsfragen stellen zu können.
Die neue Regierung hat nun die Chance mit Strukturrefomen diese
Republik zukunftsfähig zu machen, ohne jedoch die soziale
Maktwirschaft außer acht zu lassen oder die Menschen, d.h. den
normalen "deutschen Michel" zu vergessen.
Die derzeitigen Wahlprogramme
gingen immer von einer falschen Lage aus,
nämlich von einer stabilen Wirtschaft in der die Ausgaben von den
Einnahmen finanziert werden können. Da aber durch die hohe
Arbeitslosenquote, infolge der starken Rationalisierung, die
demographische Entwicklung der Gesellschaft (Renten) und des hohen
Schuldenstandes das wirtschaftliche Gleichgewicht nicht mehr stimmt,
kann eine Regierung nicht mehr wahllos irgendwelche Steuern senken, wie
es beispielsweise die FDP, besser Westerwelle, fordert. Wenn der Staat
handlungsfähig werden will, muss er seine Finanzen in Ordnung
bringen. Sonst wird der große Knall nur weiter
hinausgezögert. Daß dieser bevorsteht ist daran
festzustellen, daß die Rentenkasse leer ist, dafür erstmals
Kredite aufgenommen werden mussten, das Gesundheitssystem am Ende ist,
bereits die Ärzte für würdige Arbeitsbedingungen
streiken. Die Mehrwertsteuer anzuheben ist dabei sicherlich ein
notwendiges Übel, welches aber dazu führen müsse, das
katastrophal komplizierte deutsche Steuersystem endlich neu zu
schreiben.
Wer also sonst, als eine, diese,
Große Koalition soll den
Grundstein für die Lösung jener Probleme legen? Keine andere
Regierung hätte die Kraft und Macht dafür. Man sollte ihr
Zeit geben; auch dieser Frau mit den runtergezogenen Mundwinkeln und
ihrer schicken Helmfrisur.
*Dr. Angela Dorothea Merkel, Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland
**Ausnahmen bestätigen
die Regel
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