Nun
ist es da und keiner kann ihm entrinnen, dem Ergebnis. Alle Parteien
haben gewonnen und doch haben die meisten verloren, da ihre
Wunschkonstellationen durch das Wählervotum pulverisiert wurden.
Die CDU ist die Wahlsiegerin mit einem kläglichen Vorsprung von
0,9 %. Die SPD hat, nach ihrem Verständnis, die Wahl gewonnen, die
meisten Stimmen und will weiterregieren. Die FDP ist die einzige klare
Gewinnerin mit starken 9,8%. Die Linkspartei.PDS zieht mit starken 8,7
% in den Bundestag ein und ist damit das "Grundübel" für die
gescheiterten designierten Koalitionen. Die Grünen verlieren
leicht, bleiben aber stabil bei rund 8%.
Die wahren Verlierer sind jedoch
die demoskopischen Institute mit ihren
Prognosen, die 2 Tage vor der Wahl der CDU/CSU 41-43% vorraussagten und
damit kräftig ins Klo griffen.
So verwunderlich aber das
Ergebnis, so erschreckend ist
die jeweilige Auslegung.
Der Kanzler
sieht sich als stärkste Partei und will weiterregieren, notfalls
in einer großen Koalition unter seiner(!) Führung. Auch
Minister Clement behauptete, die SPD sei stärkste Fraktion. So
etwas nennt man wohl Realitätsverlust der Amtsinhaber.
Plötzlich heißt es
nicht mehr "die Union", sondern man
spricht von
2 Unionen. Die Politiker nehmen die Realität war, wie sie ihnen in
den Kram passt. Der Kanzler wollte eine Abtimmung über seine
Reformpolitik. Die hat er bekommen indem er abgewählt worden ist.
Nun
erhebt er erneut seinen Machtanspruch. Da klebt scheinbar jemand an
seinem Trohn bzw. Stuhl. Anders ist der seltsame TV-Auftritt in der
Elefantenrunde nicht zu erklären, in dem sich der (noch)
amtierende
Kanzler wie einst Helmut Kohl verhielt. Er will das allgemeine Chaos in
der Koalitionsfindung scheinbar aussitzen und dann staatsmännisch
das Zepter ergreifen und das angeschlagene Deutschland in ruhige See
der Globalisierung steuern. Da will offenbar jemand mit der Brechstange
ins Geschichtbuch (huch! schon wieder ein Kohl- vergleich). Von
vorneherein zu forden, daß eine große Koalition nur ohne
Angela Merkel ginge, ist angesichts des Ergebnisses etwas frech. Als
Amtsinhaber in Sicht auf die nicht vorhandene Mehrheit der Gegenseite,
die nur durch Intimfeind Lafontaine nicht zustande kam, ist es
verständlich, aber unmoralisch. Allerdings in solch einer
Situation mit Moral zu argumentieren, kann in der Politik nur ein
müdes Lächeln hervorrufen.
Jetzt kann die Demokratie in
Deutschland beweisen, daß sie
erwachsen ist, das sie fähig ist über ideologische
Parteigrenzen hinweg Koalitionen zu schmieden.Sie muß den
Menschen zeigen, daß sie in der Lage ist auch mit Parteien
zusammenzuarbeiten, die bisher nicht nur der politische, sondern auch
der ideologische, gesellschaftliche Gegner waren. Aber um Deutschland
aus der Stagnation zu führen und die großen Reformen
umzusetzen braucht es eine stabile Regierung. Wer macht, abseits der
allseits beliebten Parteitaktik, den ersten Schritt und führt die
Parteiendemokratie in diesem Lande auf eine neue Stufe, indem bis vor
kurzem als unwarscheinlich gehandeltete Bündnisse geschaffen
werden? Wenn das Land wirklich so beschädigt und abgehängt ist in Europa
und der Welt,
muß die Parteitaktik zurückstehen und eine zukunftsgewandte
Politik gemacht werden. Da ist die Färbung der Koalition nun
wurscht.