KW3
Tsunami -
Berichterstattung des Terrors
Wer die letzten 2 Wochen fersah,
und das war fast jeder, wird sicherlich die schreckliche
Naturkatastrophe im Indischen Ozean mitbekommen haben und ebenso die
ausschweifende Berichterstattung darüber.
So wurde auf fast allen Sendern lang und breit erklärt was denn
ein Tsunami sei, wie Erdbeben entstehen, daß man sie nicht
vorraussagen könne, Tsunamis aber schon, wie das
Frühwarnsystem im Pazifik funktioniert. Das alles in einem
gedämpften Stimmfall, daß einem die Moderatoren schon fast
leid taten.
Schlimmer aber war die Aufrechnungen der Toten. In permanenten
Laufbändern wurden die Opferzahlen akualisiert. Erst 30000 dann
bald 80000, über 100000 bis zu 150000. Es kam einen vor wie eine
Hochrechnung beispielsweise nach einer Landtagswahl. Das wurde noch
gesteigert durch die Auflistung der bis dato (3-5 Tage nach
der Naturkatastrophe) bekannten deutschen Opfer(60) bei
N24. Diese wurden nach Bundesland aufgerechnet. Zu diesem Zeitpunkt war
das jedoch völlig überflüssig und lächerlich, weil
die Anzahl der Toten noch niemand abschätzen konnte, zumal noch
die Zahl von "deutlich über 1000" (beliebte Floskel, die in keiner
Sendung fehlen durfte) Vermißten im Raum stand. Wen
interessierte schon, ob in Bayern mehr Leute vermißt wurden als
in Nordrhein-Wesfalen? Nachrichtenkompetenz kann man dadurch nicht
beweisen, sondern Erbsenzählerei und Einfallslosigkeit.
Alles getoppt wurde dann durch die Unart die grausamen Bilder mit
schmalziger, emotionsgeschwängerter Musik zu unterlegen. Da konnte
einem schon mal die Galle hochkommen.
Nach spätestens 3-4 Tagen konnte man nur noch die Glotze
auslassen, die ersten 3 Seiten jeder Zeitung übersehen, irgendeine
Summe auf ein Hilfskonto überweisen und abwarten bis das Thema
jenes Schicksal aller Themen in den Medien zuteil wird: es wird
schlicht vergessen.
Das Erdbeben in Bam(Iran) fand am 26.12.2003 statt, daran kann sich
bestimmt kein Schwein erinnern, nichtmal die Staaten bzw. Politiker,
die großzügige Hilfszusagen gaben. So sind erst 1/4 der
Zusagen
angekommen.
So haben wir in Deutschland zwar noch längst nicht alle
Vermißten (ca. noch 700) registriert und die Toten bestattet,
aber das deutsche Medienvolk redet lieber wieder über "wichtige
alltägliche Probleme", z.B.
-daß sich Brad Pitt und Jennifer Aniston getrennt haben,
-daß Politiker einer gewissen Mitnahmementalität
überführt wurden,
-und daß Mosi "Ich habe die geilste Frisur der Welt" Moshammer
mit einem Telefon-ach nein, doch nur ein
Kabel- erdrosselt wurde.
Belibt noch anzumerken, daß die ausufernde Berichterstattung
wenigstens ein Gutes hatte: die Spendenbereitschaft. So wurden
unglaubliche 700 Millionen Euro vom deutsche Volk bzw. der Wirtschaft
direkt und auf mehre Jahre angelegt 500 Mio vom Staat gespendet.
Zuguterletzt ist noch hinzuzufügen eine Hoffnung, daß einige
Menschen begreifen, daß wir auf einer
Welt leben, und nicht hinter der Staatsgrenze Schluß ist,
daß es uns in Deutschland, trotz Hartz IV, trotz all den anderen
Problemen noch um ein Vielfaches besser geht, als den Menschen in der
2., 3. Welt( z.B.: Kongo, Sudan, Äthiopien, Simbabwe,
Tschad, Palästina, Irak, Afghanistan, Tschetschenien,
Somalia, Angola, Kuba, Burma-jetzt Myanmar, Weißrußland,
Haiti...usw.).